Klage wegen GPL-Verletzung

Von Till Jaeger
 
Die Progress-Tochter NuSphere wurde von dem schwedischen Softwarehaus "MySQL AB" am 11. Juli 2001 wegen Verletzung der GPL vor dem Bundesgericht in Massachusetts/USA verklagt. Damit wird erstmals eine Verletzung der GPL gerichtlich geltend gemacht.

Hintergrund:
Die seit 1994 entwickelte und sehr beliebte Server Datenbank MySQL, von der etwa 1 Million Exemplare jährlich aus dem Netz geladen werden, wurde von der Firma TeX Datakonsult AB, später in MySQL AB umbenannt, im Jahr 2000 unter die GPL (zum Teil unter die LGPL) gestellt. Dies geschah in enger Kooperation mit Progress, die MySQL seitdem über ihre Tochter NuSphere als Distribution vertreibt. Zum Ausgleich erhielt TeX Datakonsult AB einen finanziellen Ausgleich. Die geschäftliche Zusammenarbeit zerbrach im Juni 2001, insbesondere nachdem NuSphere die Domain mysql.org erworben hatte und seitdem von MySQL AB und der Domain mysql.com als Konkurrenz angesehen wird. MySQL AB kündigte schließlich den Kooperationsvertrag.
Auf die Klage von NuSphere gegen MySQL AB wegen Vertragsbruchs antwortete MySQL AB mit einer Gegenklage wegen Markenrechtsverletzung und eben Verletzung der GPL. NuSphere wird dabei vorgeworfen, in ihrer Distribution "NuSphere MySQL Advantage" die Software-Komponente "Gemini" nicht im Source Code freigegeben, sondern unter eine "proprietären" Lizenz gestellt zu haben, obwohl diese mit MySQL statisch verlinkt sei. NuSphere beruft sich hingegen darauf, dass die Gemini "Storage Engine" nicht von MySQL abgeleitet sei ("derivative"), hat sie aber inzwischen wohl auch unter der GPL lizenziert.