Anfänger-Windows verschmäht

Von Dr. Julia Küng
 
Dem im Herbst letzten Jahres von Microsoft gestarteten Pilotprojekt, eine reduzierte Version von Windows XP in Thailand, Malaysia und Indonesien populär zu machen, ist bislang kein Erfolg beschieden. Die Anfänger-Version ist im Vergleich zu anderen Windows-Produkten preisgünstig, soll vor allem PC-Einsteiger ansprechen und ist in ihren Funktionen stark eingeschränkt. Die Gründe für das schwache Interesse an der Starter-Version liegen wohl teils in diesen verminderten Funktionen und besonders an der Flut illegaler Kopien, welche in diesen Ländern kursieren. So ist Windows XP in Malaysia bereits für fünf Dollar zu haben. In Thailand werden PCs von Microsoft-Partnern vermehrt ohne irgendein Betriebssystem verkauft, weil sich die Anwender die Software sowieso am Schwarzmarkt besorgen. Zusätzlich macht aber auch - vor allem in Thailand - die stake Verbreitung von Linux zu schaffen. Microsoft möchte nun sein Marketing verstärken und mit noch mehr Händlerketten kooperieren. Auch mit Bankinstituten, die eine Finanzierung des Starter-Systems anbieten sollen, möchte Microsoft zusammenarbeiten.

Hintergrund:

Microsoft kündigte im August des Vorjahres in einer Pressemitteilung an, in fünf Ländern eine Anfänger-Version von Windows XP auf den Markt zu bringen, die mit eingeschränkten Funktionen das bislang billigste Windows-Betriebssystem sein sollte und vor allem PC-Einsteiger ansprechen sollte. Die Einschränkungen sind nicht unbedeutend, so stellt die Grafikauflösung von 800 x 600 Pixel, die hierzulande kaum mehr Verwendung findet, in der Starter Edition bereits das Maximum dar. Außerdem ist es nicht möglich, mehr als drei Anwendungen gleichzeitig auszuführen und die Netzwerk-Optionen sind ebenfalls stark beschnitten. Die Starter-Edition kann nicht als einzelnes Produkt erstanden werden, sondern wird von den ca. 15 Herstellern nur in der jeweiligen Landessprache auf Billig-PCs vorinstalliert verkauft. Gestartet wurde in Thailand, Malaysia und Indonesien. Russland und Indien sollen folgen, der Start in Indien wurde aber erst vor kurzem auf Juni verschoben. Ein Ziel von Microsoft war es auch, die Vormacht von Linux im asiatischen Raum einzudämmen, denn seit 2003 subventioniert beispielsweise die thailändische Regierung den Kauf von PCs und Laptops, auf denen Linux bereits vorinstalliert ist, um auch ärmeren Personen den Zugang zu diesen zu ermöglichen. Auch Microsoft war eingeladen worden, sich an dem Projekt zu beteiligen, jedoch war der Konzern nicht dazu bereit, seine Software zu solch niedrigen Preisen anzubieten, weshalb Linux das Rennen machte. So sind Celeron-PCs mit Linux zu ca. 404 Dollar auch jetzt noch um ca. 40 Dollar billiger als vergleichbare Systeme mit der Starter-Edition.