Google Print startet in Kontinentaleuropa - und wirft rechtliche Fragen auf

Von Olaf Koglin
 
In der vergangenen Woche wurde anlässlich der Frankfurter Buchmesse die Beta-Version von Google Print in Deutschland und vier weiteren kontinentaleuropäischen Ländern in Betrieb genommen. In den USA und Großbritannien, wo die Volltextsuche in Büchern bereits vor einem Jahr an den Start ging, wurde von Google das eigenmächtige Einscannen der Bücher inzwischen ausgesetzt. Hintergrund waren zwei Klagen von Verbänden, die sog. geistiges Eigentum verletzt sahen.

Hintergrund:

Bereits auf der letztjährigen Frankfurter Buchmesse hatten die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin persönlich Google Print vorgestellt und die US-Fassung gestartet. Durch eine Kooperation mit den Universitätsbibliotheken von Harvard, Michigan und Oxford sowie der öffentlichen Bibliothek von New York wurden massenweise Bücher eingescannt. Die Suchfunktion von Google Print führt zu Büchern, auf denen die gesuchten Wörter vorkommen. Dem Benutzer werden die Scans der entsprechenden Seiten teilweise oder ganz angezeigt. Diese können selbstverständlich ausgedruckt oder - unter Windows teilweise nur über den Umweg einer Bildschirm-Kopie mit Alt+Druck - digital kopiert werden.

Die Kritik in den USA und zwei Klagen der Authors Guild und der Association of American Publishers (AAP) haben Google Inc. im September 2005 dazu bewegt, in den USA ohne Zustimmung der Verlage keine urheberrechtlich geschützten Bücher mehr einzuscannen. Mit der Erweiterung von Google Print auf Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande und Spanien wurde auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse auch die Kritik der kontinentaleuropäischen Verlage und Interessenverbände lauter. Zwar sind sich im Prinzip alle einig, dass die Digitalisierung und Verstichwortung aller Werke eine gute Sache sei und auch den Absatz verstärken könne. Aber dass die Welt ohne weiteres nach Stichwörtern Bücher suchen kann, scheint den Interessenvertretern der intellektuellen Häuser zu missfallen - und noch weniger scheint ihnen zu gefallen, dass Google mit der Hilfe beim Suchen Umsatz erwirtschaften könnte, an dem sie nicht unmittelbar beteiligt sind.

Diese Sorge hat Google auch erkannt und weist stets darauf hin, die Verlage an den Werbeumsätzen von Google Print beteiligen zu wollen. Um in relevantem Umfang Werbung schalten zu können, müsste der Google-Dienst aber auch über ein für den Benutzer reizvolles Archiv an Büchern verfügen. In der momentanen Beta-Version überwiegen noch stark die englischsprachigen Titel. Bei der Suche nach "Helmut Kohl" sind zum Beispiel unter den ersten 50 Treffern nur zwei deutsche Titel. Aber Treffer Nr. vier handelt zumindest von deutschem Liedgut: Auf S. 216 der "Contemporary German Cultural Studies" wird das Lied der deutschen "radical rock group Ärzte" analysiert, das vom Altbundeskanzler handelt.

Quellen:

http://www.dorsch.com/archives/googlegrnder_stellen_in_frankfurt_google_print_vor.php
http://www.google.com/press/pressrel/print_library.html
http://www.heise.de/newsticker/meldung/65170
http://www.heise.de/newsticker/meldung/65211
http://www.ftd.de/tm/tk/26621.html