Klage gegen NGINX wegen "Verschwörung" auf Schadensersatz in Millionenhöhe

Von: Dr. Till Jaeger
 
Im Juni 2020 hat das Unternehmen Lynwood Investmens CY Limited Klage gegen NGINX Inc. sowie zahlreiche ehemalige Entwickler des russischen Suchmaschinenanbieters Rambler und Investmentunternehmen vor dem District Court Northern District of California eingelegt. Der abenteuerlicher Fall hat das Zeug zu einem Open Source-Wirtschaftskrimi.
Der Werbserver nginx wurde anfänglich von Igor Sysoev entwickelt, der etwa 10 Jahre bei Rambler beschäftigt war. Nginx ist gerade bei Servern mit Hochlast weit verbreitet und wird etwa bei Netflix, Airbnb, Wikimedia, GitHub und Sourceforge eingesetzt. Die Open Source Version ist unter einer leicht abgewandelten BSD-2-Clause lizenziert. 2011 gründete Sysoev zusammen mit dem ehemaligen CTO  von Rambler, Maxim Konovalov, und anderen Kollegen das Unternehmen Nginx Inc. und veröffentlichte die proprietäre Version "Nginx Plus". Pikant: die Zusatzmodule von Nginx Plus sollen laut Klageschrift noch während des Beschäftigungsverhältnis bei Rambler entwickelt worden sein und Konovalov die Software intern als wertlos beurteilt haben.
Nginx Inc. erhielt Venture Capital von mehreren Investoren und wurde 2019 für $ 670 Millionen an F5 Networks, Inc. verkauft, die ebenfalls Beklagte des Verfahrens ist. Die Klage wirft den Beteiligten nunmehr vor, kollusiv zum Nachteil von Rambler zusammengearbeitet zu haben. Dies sei durch Informationen des Whistleblowers Korotkov zu Tage getreten. Lynwood verlangt nunmehr als Rechtsnachfolger der Urheberrechte von Rambler Schadensersatz von mehr als $ 750 Millionen wegen Urheberrechtsverletzung, Verletzung des Arbeitsvertrages und Verschwörung. Daneben werden in der 140-Seitigen Klageschrift noch weitere Ansprüche wie die Löschung von Marken geltend gemacht.
Neben dem spektakulären Sachverhalt enthält der Fall auch einige interessante rechtliche Fragestellungen, die insbesondere das internationale Urheberrecht und die Frage betreffen, wie Unternehmen und angestellte Entwickler mit Urheberrechten und der Frage der Lizenzierung unter einer Open Source Lizenz umgehen. Der Fall zeigt aber auch die wirtschaftliche Bedeutung von Open Source Software und der weiterhin steigenden Relevanz der damit zusammenhängenden Rechtsfragen.
 

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