UnitedLinux

Von Carsten Schulz
 
Die vier LINUX-Distributoren Caldera, Conectiva, SuSE und Turbolinux haben Ende Mai angekündigt, gemeinsam „UnitedLinux“ auf den Markt zu bringen. „UnitedLinux“ stellt ein einheitliches Kern-Linux-Betriebssystem dar, das speziell für den Einsatz im unternehmerischen Bereich gedacht ist.
Bereits im 2. Quartal dieses Jahres soll eine Alpha-Version zur Verfügung stehen; im 3. Quartal ist dann die Veröffentlichung einer Beta-Version geplant. Zum Ende des Jahres sollen die fertigen Produkte unter den jeweiligen Markennamen der Firmen erscheinen.
Die Mehrheit der System- und Software-Unternehmen, einschliesslich AMD, Borland, Computer Associates, Fujitsu Siemens, Fujitsu Japan, Hewlett-Packard, IBM, Intel, NEC, Progress Software und SAP unterstützen die Entwicklung einer solchen standardisierten Linux-Plattform.

Hintergrund:
UnitedLinux ist eine auf internationalen Standards basierende, weltweit erhältliche Linux-Lösung für Unternehmenskunden. Es soll professionellen Anwendern die Möglichkeit bieten, sich künftig auf eine einzige, hochwertige Unternehmenslösung unter Linux zu fokussieren. Die Standardisierung der Linux-Betriebssystemumgebung soll es dabei vor allem den unabhängigen Hard- und Softwareherstellern ermöglichen, auf einfache Weise die Kompatibilität für ihre Kunden sicher zu stellen, ohne dass zuvor eine Zertifizierung für unterschiedliche Linux-Distributionen zu erfolgen hat. Darüber hinaus soll vor allem eine schnellere und effizientere Entwicklung von Anwendungssoftware für das standardisierte Linux- Betriebssystem ermöglicht werden.
Der Ankündigung der Partnerunternehmen zur Schaffung eines einheitlichen Standards unter der Bezeichnung UnitedLinux vorausgegangen waren Spekulationen über eine beabsichtigte Einführung von Einzelplatzlizenzen. Dies hatte zu heftigen Reaktionen des FSF-Vorsitzenden Stallman geführt. Die Verbreitung von Linux-Distributionen unter Einzelplatzlizenzen stelle eine Praxis dar, die der Philosophie Freier Software grundsätzlich entgegenstehe. Indes wurde mittlerweile von SUSE US-Direktor Holger Dyroff hervorgehoben, dass ein solcher Wechsel in der Lizenzierungspraxis mit der Schaffung von UnitedLinux nicht geplant sei. Zumindest SUSE plane keine Einzelplatzlizenzen.
Die Veröffentlichung von Linux-Distributionen unter Einzelplatzlizenzen stellt in der Tat ein Problem dar, das deutlich zeigt, dass die durch die Open Source Lizenzen erstrebte „Freiheit“ der Software in bestimmten Fällen nur beschränkt mit lizenzrechtlichen Mitteln durchgesetzt werden kann. Zwar gestatteten zahlreiche Open Source Lizenzen die Weiterverbreitung der Software nur unter Bedingung, dass diese unter derselben Lizenz erfolgt (sog. Copyleft). Die Lizenzen entfalten jedoch keine Wirkung für die Software von Drittherstellern. Dies wurde auch in der Vergangenheit bereits vereinzelt für den Versuch genutzt, die freie Verbreitung von Open Source Software durch die Hintertür zu beschränken.
Der „wunde Punkt“ ist dabei folgender: Zahlreiche Distributionen bestehen nicht ausschließlich aus freien Softwareprogrammen, sondern enthalten eine Reihe proprietärer Zusatzprodukte. Indem die Weitergabe dieser Programme durch den Hersteller der Distribution verboten wird, kann jedenfalls nicht mehr die erworbene Distribution als Ganzes frei kopiert und weitergegeben werden, sodass sich auf diesem Wege eine „Einzelplatzlizenz“ auch für die Freie Software durchsetzen lässt.