USA: The Public Sector Open Source Project

Von Carsten Schulz
 
Der Staat Massachusetts und das Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben gemeinsam unter der Bezeichnung "Public Sector Open Source Project" eine Initiative zur gegenseitigen Offenlegung und zum Austausch verwaltungseigener Software zwischen verschiedenen Verwaltungsträgern ins Leben gerufen. Das Public Sector Open Source Project soll dabei eine Organisationsstruktur zur Verfügung stellen und die Abwicklung entsprechender Transaktionen erleichtern helfen. Erstes größeres Vorhaben ist eine Tagung am 9. Dezember 2003 zu der Vertreter verschiedener Verwaltungsträger eingeladen sind, um sich über die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Stellen informieren und austauschen zu können.

Hintergrund:

Das Public Sector Open Source Project stellt sich als weiterer Mosaikstein in den jüngeren Anstrengungen des Staates Massachusetts dar, mögliche Vorteile offener Standards sowie offener Softwareentwicklung und -verbreitung für die Verwaltung fruchtbar zu machen.
Es soll dazu beitragen, dass der Bedarf an Steuergeldern für den Einsatz und die Entwicklung von Software im öffentlichen Bereich möglichst niedrig gehalten wird und dass ein ökonomisch und technisch sinnvoller Weg der Wiederverwendung von Software Code verfolgt werden kann. Der Austausch von Quellcode habe zudem das Potential, Interoperabilitätprobleme von Applikationen zu verringern.
Dabei bestehen bereits bestimmte Grundvorstellungen von einem möglichen Rahmen der Kooperation. Um die Vorteile für die Verwaltung zu maximieren, sollten sich die Verwaltungsträger gegenseitig verpflichten, den Quellcode der Software offenzulegen und Modifizierungen zu gestatten. Ein geeignetes Lizenzmodell solle zudem vorsehen, dass alle Modifikationen und Fortentwicklungen den anderen am Austauschmodell beteiligten Verwaltungsträgern kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Zum geeigneten Austausch und zur Verwaltung der Quellen solle es ein entsprechendes Forum geben, auf dem die teilnehmenden Verwaltungen Informationen über neuen Code zur Verfügung stellen können und andere Formen der Zusammenarbeit koordinieren.

Ob es sich im Ergebnis tatsächlich um ein echtes Open Source Modell handeln wird, ist dabei durchaus fraglich. Open Source Software setzt voraus, dass "jedermann" die Software für jegliche Zwecke nutzen, bearbeiten und vertreiben darf und dass der Quellcode "jedermann" zugänglich gemacht wird. Bei der Diskussion um die gegenseitige Zurverfügungstellung von Quellcode zur Veränderung und Nutzung zwischen unterschiedlichen Verwaltungsträgern wird aber vielfach ein System angestrebt, bei dem die Eigenschaft als Verwaltungsträger oder darüber hinaus die Teilnahme an einem bestimmten Kooperationssystem zur Voraussetzung für eine gegenseitige Lizenzierung und Quellcodeoffenlegung gemacht wird. Dies gilt ebenso für die U.S.-amerikanische Diskussion wie auch für Projekte auf europäischer Ebene.
Dann handelt es sich aber nicht um Open Source Software, sondern um Kooperations- oder Konsortialverträge im weiteren Sinne. Diese können in einer Vielzahl von Fällen tatsächlich signifikante Kosteneinsparungen nach sich ziehen, helfen, Entwicklungsanstrengungen zu bündeln, und damit -- abhängig von den weiteren Rahmenbedingungen -- einen geeigneten rechtlichen Rahmen zur Verfügung stellen. "Open Source" ist es dann aber nicht.