Stallman gibt Auskunft zu nationalen Versionen der GPL Version 3

Von Dr. Axel Metzger
 
Richard Stallman hat unlängst in einem Interview Fragen zur nächsten Version der GPL Version 3 beantwortet. Ein Entwurf der seit 1991 unveränderten Lizenz soll Anfang 2006 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Stallmans Aussagen sind von besonderem Interesse, weil die FSF alleine darüber entscheiden kann, wie die Lizenz künftig aussehen wird. Die Lizenz soll lediglich geringfügig verändert werden, in Einzelheiten könnte es aber auch zu interessanten Neuerungen kommen.

Hintergrund:

Aus der Sicht des europäischen Rechts sind die Aussagen zur Internationalisierung der Lizenz naturgemäß besonders interessant. Stallman hält "offizielle" Übersetzungen der Lizenz für denkbar, sofern diese in ihren Wirkungen territorial auf die jeweilige Rechtsordnung begrenzt werden. Dies solle aber nicht zu inhaltlich unterschiedlichen Lizenzversionen führen, da andernfalls inkompatible Lizenzen enstehen könnten. Vielmehr sollen die jeweiligen Besonderheiten von Rechtsordnungen bei der Erstellung der einen, einheitlichen Lizenz berücksichtigt werden.

Dieser Ansatz erscheint als fragwürdig. Wollte man alle Besonderheiten jeder Rechtsordnung verallgemeinern, so würde dies zu einer insgesamt strengeren Lizenz führen. Warum sollen beispielsweise auch amerikanische Programmierer an die höheren, deutschen Standards bei der Gewährleistung oder den strengen Umgang des französischen Urheberrechts mit dem Urheberpersönlichkeitsrechts gebunden werden? Es erschiene wohl als sinnvoller die jeweiligen Lizenzversionen so stark voneinander abweichen zu lassen, wie es die unterschiedlichen Rechtsordnungen verlangen. Das Beispiel von Creative Commons zeigt, dass es dadurch nicht zu gänzlich unterschiedlichen Lizenzen kommen muss. Eine solche Lösung setzt allerdings voraus, dass die Copyleft-Klausel in Ziffer 2 b) GPL entsprechend umgestellt wird, um auf diese Weise eine Kompatibilität der Lizenzen zu erreichen. Erforderlich ist auch, das Verhältnis der Lizenzversionen untereinander durch eine entsprechende Klausel zu klären. Ein Vorschlag für eine entsprechende Klausel wurde vom Autor bereits an anderer Stelle entwickelt - allerdings bezogen auf Creative Commons. Die Diskussion um die praktische Umsetzung einer "internationalen" GPL ist eröffnet.