Oracle gibt Open Office der Community zurück

von: Dr.  Till Kreutzer 
 
Oracle hat angekündigt, Open Office zukünftig ausschließlich als Community basiertes Open-Source-Projekt weiterzuführen. Die kommerzielle Version der Bürosoftware soll in diesem Zuge eingestellt werden.   

Angesichts des breiten Interesses an einer freien Bürosoftware und der schnellen Entwicklung von Personalcomputern glaube man daran, dass das OpenOffice.org-Projekt am besten von einer Organisation getragen wird, die die Zielgruppe auf einer nicht-kommerziellen Basis betreue, gibt Oracle in seiner Pressemitteilung als Grund für diesen Schritt an. Man wolle ab sofort mit Mitgliedern der Community zusammenarbeiten, um den zukünftigen Erfolg von Open Office sicherzustellen. Ob Oracle allerdings weiter in die freie Office-Suite investieren will, ergibt sich aus der Pressemitteilung nicht. Es wird lediglich angekündigt, weiterhin standardisierte offene Formate wie das Open Document Format (ODF) zu unterstützen und in Open Source Technologien wie MySQL und Linux investieren zu wollen.
 
Ob der Schritt auf die erheblichen Spannungen zurückzuführen ist, die seit der Übernahme von Sun durch Oracle mit den Entwicklern entstanden sind, ist ebenso unklar. Ende 2010 hatten sich viele Entwickler aus dem OpenOffice-Projekt zurückgezogen, nachdem Oracle angekündigt hatte, mit der Document Foundation und Libre Office, einem Fork von Open Office, nicht kooperieren zu wollen. Führende Mitglieder der OpenOffice Community hatten die Document Foundation gegründet, um sich bei der Weiterentwicklung von OpenOffice (in Form von Libre Office) nicht mehr Unternehmensinteressen unterordnen zu müssen, indem sie eine vollständig freie Variante der Bürosoftware entwickeln. Die Stiftung hatte Oracle zur Zusammenarbeit eingeladen.
 
Als Oracle erklärte, nicht mit der Document Foundation kooperieren und das OpenOffice-Projekt wie bisher weiterführen zu wollen, kam es zum Eklat. Viele, auch führende, Entwickler zogen sich aus dem OpenOffice-Projekt zurück, um sich fortan bei der Document Foundation zu engagieren und Libre Office voranzutreiben.
 
Es kann nun mit Spannung erwartet werden, wie sich der Konflikt nach der Ankündigung von Oracle, auch Open Office als reines Community-Projekt weiterzuführen, entwickelt. Sollten die beiden Projekte konkurrieren, statt aufeinander zuzugehen und zu kooperieren, ist zu erwarten, dass Open Office und Libre Office auseinanderdriften und unterschiedliche Wege einschlagen. Das derartiges forking bzw. eine Spaltung der Community nicht immer von Vorteil ist, liegt auf der Hand.