Von Dr. Till Jaeger
Die Free Software Foundation hat zwei neue Versionen der GNU Free Documementation License (FDL) vorgestellt. Während die FDL Version 2.0 eine Weiterentwicklung der FDL 1.2 aus dem Jahr 2002 ist, stellt die GNU Simpler Free Documentation License (SFDL) eine neue Lizenz dar. Die neuen Lizenzversionen sind im Zusammenhang mit dem GPL 3-Prozess zu sehen, der eine Aktualisierung der beiden freien Softwarelizenzen GPL und LGPL vorsieht (vgl. Nachrichten der Woche vom 16.01.2006 und 31.07.2006). Auch in die Lizenz für Dokumentationen möchte die FSF Änderungen aufnehmen, die bereits in die Softwarelizenzen eingeflossen sind. Dazu gehört auch eine Internationalisierung der Lizenzen. Die SFDL soll zudem Kritikpunkte beseitigen, denen sich die FDL seit geraumer Zeit ausgesetzt sieht.
Hintergrund:
Die FDL ist ursprünglich für die freie Lizenzierung von Softwaredokumentationen entworfen worden. Da die GPL und LGPL die Lizenzierung von begleitenden Softwaredokumentationen ungeregelt lassen, bestand ein Bedürfnis, die freie Nutzbarkeit von Dokumentationen durch eine eigene Lizenz zu ermöglichen. Die FDL ist eine Open Content-Lizenz mit starkem Copyleft, die begrifflich stark auf Dokumentationen zugeschnitten ist.
Da vor dem Creative Commons-Projekt kaum andere allgemein verwendbare Open Content Lizenzen existierten, wurde die FDL vielfach auch für die freie Lizenzierung von anderen Werken als Dokumentationen eingesetzt. Prominentestes Beispiel ist die Online-Enzyklpädie Wikipedia.
Der komplexe Aufbau und die teilweise schwieriegen Formulierungen in der FDL hatten zu einiger Kritik geführt, dies gilt insbesondere für die Möglichkeit "Invariant Sections" vorzusehen, die von der freien Nutzung ausgenommen sind. Die FSF hat versucht, die Kritikpunkt aufzugreifen und mit der SFDL eine Alternative für die FDL zur Verfügung zu stellen.
Die FDL und die SFDL gleichen sich sehr weitgehend. Die wesentlichen Unterschiede bestehen darin, dass die SFDL explizit auf freie Benutzerhandbücher Bezug nimmt, während die FDL allgemeiner gehalten ist und - im Gegensatz zur Vorversion - explizit darauf verweist, dass sie auch für andere Werke als Dokumentationen eingesetzt werden kann. Zudem enthält die SFDL nicht die umstrittene Möglichkeit, "Invariant Sections" vorzusehen, so dass Werke unter der SFDL immer vollständig frei nutzbar sind. Im Übrigen ist die SFDL knapper gehalten und vermeidet einige komplizierte Einzelregelungen der FDL (z.B. zu "Cover Texts").