Von Olaf Koglin [1]
Im indischen Dharamsala findet vom 22. bis 25. Oktober 2006 das AirJaldi Summit 2006 [2], die wohl größte Konferenz der letzten Jahre zu freien Netzwerken statt. Während des viertägigen Summits werden technische Aspekte wie Netzwerktechnik und VoIP thematisiert, aber auch rechtliche und regulartorische Fragen, Business-Modelle und natürlich gesellschaftliche Auswirkungen. Im Anschluss an den Summit finden zwei Wochen lang zusätzliche Workshops [3] statt. Durch Funknetzwerke, die aus vernetzten access points bestehen, können großflächige ländliche Gebiete kostengünstig mit einer digitalen Infrastruktur versorgt werden.
Hintergrund:
Unter freien Netzwerke werden Netzwerk-Infrastrukturen verstanden, die jedermann offen stehen und von jedem genutzt werden können. Über den einzelnen access point hinaus - wie es ihn zum Beispiel auch zur kostenlosen Benutzung in Cafes gibt - macht den besonderen Reiz von freien Netzen aus, durch Netzknotenpunkte (Peers) einzelne lokale access points zu einem wahren, flächenüberspannenden Netz zusammenzufügen (sog. Meshing [4]). Während Mesh-Netzwerke auf den Dächern demokratischer Großstädte, die ohnehin Infrastruktur und Redefreiheit bieten, nicht zwingend erforderlich scheinen, haben freie Netzwerke in anderen Regionen gravierende Vorteile: Zum einen können sie eine sehr kostengünstige Alternative zur Errichtung von konservativer Telekommunikations-Infrastruktur sein, da im Prinzip handelsübliche access points mit überarbeiteter Software sowie primitive Eigenbau-Antennen ausreichen. Zweitens ist kein zentraler Besitzer der Infrastruktur notwendig, sondern es handelt sich um ein physikalisches peer-to-peer-Netzwerk. Kontrolle und Zensur werden dadurch zumindest erschwert. Durch die Einbindung von VoIP ist mit dem Netzwerk sogleich eine Telefonverbindung aufgebaut - ausreichende Bandbreite vorausgesetzt.
Die Grundregeln für solche freien Netzwerke - sozusagen die Open Source Definition für Netzinfrastruktur - ist das Pico Peering Agreement [5], das unter anderem den ungehinderten Datentransfer manifestiert. Freie Netzwerke gibt es unter anderem in Berlin (siehe auch die Nachricht der Woche vom 31.01.2005 [6]), in dem dänischen Landstrich Djursland [7], wo auch die freifunk summer convention 2004 statt fand, und in Dharamsala als Gastland des Airjaldi Summit. Aus Dharamsala [8], dem Zentrum der tibetischen Exilgemschaft, grüßt die Besucher [9] des Summits auch der Dalai Lama.
Mitveranstalter des Summits ist die World Summits on Free Information Infrastructure (WSFII [10]). Zu den Vortragenden [11] zählt neben den Betreibern des Dharamsala-Netzwerks und internationalen Gästen auch Richard Stallman.