Open Source Initiative verschärft Kriterien zur Zertifizierung von Open Source Lizenzen

Von Denis Schopper
 
Die Open Source Initiative (OSI) will zukünftig veränderte Anforderungen an die Zertifizierung von Open-Source-Lizenzmodellen stellen. Dazu sollen neue Lizenzen nun nicht mehr ausschließlich aufgrund bestehender Kriterien der OSI-Definition überprüft werden - hierzu zählen unter anderem Verpflichtungen zur Einräumung des Rechts auf freie Weitergabe sowohl der Software im Objektcode als auch des Quellcodes (free redistribution), Beinhaltung oder Bereitstellung des Quellcodes (Source Code), Erlaubnis zu Veränderungen an der Software und deren Verbreitung (derived works) -, sondern es sollen zukünftig darüber hinaus drei weitere Kriterien hinzukommen, ohne diese eine "Zertifizierung" nicht mehr vorgenommen wird: Erstens darf die Lizenz keine Lösung für ein, bereits durch bestehende lizenzierte Software gelöstes Problem darstellen, zweitens muss die Lizenz klar, einfach und verständlich geschrieben sein und drittens soll die Lizenz auch für andere Projekte wiederverwendbar sein.

Hintergrund:

Im Vordergrund der neuen Lizenzierungspolitik der OSI steht das Ziel, die uneingeschränkte Wiederverwendbarkeit von Programmcode zu fördern. Dies könne jedoch nur über eine ausreichend kleine Anzahl von Lizenzmodellen, zwischen denen Interaktionen handhabbar seien, ereicht werden. Diese Möglichkeit zur Interaktion sei durch die mittlerweile zu zahlreichen Open Source Lizenzmodelle aber nicht mehr in ausreichendem Maßstab gewährleistet. Tatsächlich können sich aus den zahlreichen Lizenzmodellen Hindernisse für die Open-Source-Entwicklung ergeben. Bei der Weiterentwicklung, Neuerstellung und Neukombination von Sourcecode, der unter den zahlreichen unterschiedlichen Lizenzen geschrieben wurde, kommt es oftmals zu Vermischungen. Die Kombination der zahlreichen Lizenzen führe jedoch mittlerweile dazu, dass Softwareentwickler, Benutzer und Distributoren im Unklaren über ihre Rechte und Verantwortlichkeiten gelassen werden, so die Open Source Initiative gegenüber heise. Um dem entgegen zu wirken, sollen die Anforderungen in Zukunft nun verschärft werden. Aus diesem Grund wird die OSI Lizenzen zukünftig in drei Gruppen einteilen: normale ("ordinary"), bevorzugte ("preferred") und abgelehnte ("deprecated") Lizenzen. So soll eine geringe Anzahl an präferierten Lizenzen definiert werden, die es ermöglicht eine Interaktion zwischen diesen handhabbar zu machen und somit rechtliche Sicherheit für alle Beteiligten zu schaffen.

Es bleibt anzumerken, dass die von der OSI angebotene Zertifizierung nur eine Informationshilfe für diejenigen ist, die ihr Programm freigeben wollen. Selbstverständlich bleibt jedes Projekt frei bei der Wahl der Lizenz, und was Freie Software bzw. Open Source Software ist, obliegt nicht einer Entscheidung der OSI, sondern dem Verständnis des betroffenen Verkehrskreises. Und für dieses dürften weiterhin die Texte der Free Software Defintion und der Open Source Defintion maßgebend sein.

Zum Autor: Denis Schopper ist Praktikant des ifrOSS und absolviert momentan den Diplomstudiengang Informationsrecht an der Fachhochschule Darmstadt.